Unser diesjähriges Herbstthing begann – wie meistens – um 9 Uhr am Harthauser Bahnhof. Zum Glück waren alle recht pünktlich, und wir konnten uns schnell auf den Weg nach Grafrath machen, einem kleinen Ort an der Amper. Am Grafrather Bahnhof angekommen, hatten wir noch etwa eine halbe Stunde Fußweg vor uns. Währenddessen machten wir uns ein bisschen mit der Umgebung vertraut, und einige erinnerten sich wieder an den Ort, denn unser Herbstthing vor drei Jahren hatten wir ebenfalls auf diesem Lagerplatz verbracht. Nach kurzen Wegunsicherheiten und einer Amperüberquerung kamen wir schließlich an unserem Lagerplatz an – einem pensionierten Bauernhof eines älteren Ehepaars.
Dort ging die Action gleich richtig los: Der Bauer schnappte sich sechs Pfadis und setzte sie auf den Anhänger seines Traktors. Gemeinsam holten sie unsere Einbäume für die Zelte – frisch geschnitten aus dem Wald – und tauchten etwa eine halbe Stunde später, auf den Stämmen sitzend, hinter dem Hügel wieder auf. Der Rest von uns machte sich währenddessen mit dem Lagerplatz vertraut, während wir auf unsere Einkäufe und das Material warteten. Das Highlight des Platzes entdeckten wir dabei schnell wieder: ein riesiger Kastanienbaum mit unzähligen wunderschönen Kastanien. Diese wurden auch bald zur Hauptbeschäftigung des Things – ich glaube, es wurden sicher über 500 Kastanien gesammelt und teilweise auch geschnitzt. Dabei stellte sich allerdings heraus, dass einige Wölflinge noch etwas an ihren Schnitzfertigkeiten arbeiten müssen.
Nachdem unser Material angekommen war, aßen wir unsere Brotzeit als gemeinsames Mittagessen und machten uns dann an den Aufbau. Dieser war relativ schnell erledigt, denn wir bauten nur eine Schlafjurte und eine Aufenthaltsjurte auf. Außerdem gab es noch eine Kohte – die allerdings musste die Sippe Archy nicht selbst aufbauen, denn sie wurde gleich viermal für sie errichtet: Sie war Teil der vier blau-gelben Halstuchprüfungen, die an diesem Nachmittag stattfanden. Danach war auf dem Lagerplatz eigentlich alles erledigt. Feuerholz durften wir vom Hof nutzen, und die Küche hatte sich unter einem Vordach im Hof eingerichtet und bereits mit den Abendessensvorbereitungen begonnen.
Während die Sippe Kaiserpinguin in den Wald zog, um dort unser traditionelles Thing vorzubereiten und den zweiten Teil der Halstuchprüfungen zu absolvieren, machten sich die übrigen Wölflinge, Sipplinge und Großen – mit einem Stück Kuchen in der Hand (frisch von der Bäuerin für uns gebacken) – auf den Weg zu einem Spielplatz im Ort. Dieser war allerdings etwas enttäuschend: Es gab zwar viele richtig coole Spielgeräte, doch die meisten standen auf dem Gelände des Kindergartens und der Grundschule direkt daneben – und das Betreten war streng verboten. So machten wir uns am frühen Abend wieder auf den Rückweg zum Lagerplatz, wo wir dann noch eine Weile auf die Sippe aus dem Wald warten mussten, die doch recht lange brauchte.
Schließlich gab es aber endlich Abendessen: Chili mit Kartoffelbrei – am Feuer in der Jurte, während es draußen langsam dämmerte. Nachdem das Abspülteam fertig war, machten sich dann alle mit Halstuch im Schweigemarsch auf den Weg zum Thing. Dort erhielten vier Sipplinge wohlverdient ihr blau-gelbes Halstuch, und leider mussten wir uns zugleich von unserer Magdalena als MeuFü verabschieden.
Den Abend ließen wir natürlich bei einem gemütlichen Singeabend mit Tschai ausklingen.
Am nächsten Tag hieß es nach einem Overnight-Oat-Frühstück (ein sehr kontroverses Gericht!) abbauen, aufräumen und natürlich auch: ein großes Dankeschön an die Hofbesitzerinnen und Hofbesitzer, die uns immer wieder so großzügig ihre Wiese überlassen und uns mit ihrer Gastfreundschaft herzlich aufnehmen.
Mittags machten wir uns dann auf den Weg zurück zur S-Bahn. Dort mussten wir allerdings erst einmal 40 Minuten warten, weil sich gleich zwei S-Bahnen offenbar entschieden hatten, einfach nicht zu fahren – aber was will man zur Wiesnzeit schon erwarten? Gegen Nachmittag kamen schließlich alle erschöpft, aber sehr glücklich wieder zuhause an. Es war wieder ein wunderschönes Herbstthing – und es ist jedes Mal etwas ganz Besonderes zu sehen, wie sich der ganze Stamm versammelt und gemeinsam die Zeit genießt.
