Gründung und weltweite Ausbreitung

1899 veröffentlichte der englische General Baden-Powell für die britische Armee das Buch „ Aids to Scouting“ (Anleitung zum Kundschafterdienst), das aufgrund des Heldenstatus, den er im Burenkrieg errungen hatte, bei den Jugendlichen in England großes Interesse auslöste. Als Baden-Powell nach seiner Rückkehr nach England feststellte, dass überall nach seinem Buch „Kundschafter“ gespielt wurde, versuchte er, aus diesem Spiel ein – heute würde man sagen erlebnispädagogisches – Konzept zur Jugenderziehung zu entwickeln. Zur Erprobung dieses Konzepts veranstaltete er 1907 (31. Juli – 09. August) ein erstes Lager auf Brownsea Island. Daran nahmen 22 Jungen aus verschiedenen sozialen Schichten teil. Sie trugen einheitliche Uniformen, um die sozialen Unterschiede zu verwischen. Aufbauend auf diesen Erfahrungen veröffentlichte Baden-Powell 1908 eine für Jugendliche überarbeitete Version von „Aids to Scouting“: Scouting for Boys.

In diesem Buch benannte er den Ritter St. Georg, der einen Drachen getötet haben soll, als Schutzpatron der Pfadfinder. Nach seinem Vorbild sollen Pfadfinder ritterlich und ehrlich handeln, anderen Menschen Freund sein, Hilfsbedürftige und Schwache unterstützen und die Umwelt schützen.

Obwohl das in „Scouting for Boys“ Dargestellte eigentlich nur die Methodik der schon existierenden Jugendverbände ergänzen sollte, entstanden auch außerhalb dieser Verbände viele Pfadfindergruppen. Um diese Bewegung in England zusammenzufassen wurde noch 1908 die Scout Association gegründet. Gleichzeitig entstanden in vielen anderen Ländern ebenfalls Pfadfindergruppen, so dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – Pfadfindergruppen gab.

Für diesen großen Erfolg und die rasche Ausbreitung der Pfadfinderidee gibt es mehrere Gründe. Maßgeblich in Großbritannien, den Dominions und den britischen Kolonien waren die gezielten Pressekampagnen und die Lobbyarbeit, die Baden-Powell gemeinsam mit Arthur Pearson, dem Verleger von „Scouting for Boys“, betrieb. Schon vor der Publikation versandten beide zahlreiche Werbebriefe an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Großbritannien, unter anderem auch an Angehörige des Königshauses. Gleichzeitig mit der Buchveröffentlichung wurde die wöchentlich erscheinende Jungenzeitschrift „Scouting“ gestartet, die schon zum Ende des Jahres 1908 eine Auflage von 110.000 Exemplaren erreichte. Daneben entstanden auch weitere Zeitschriften zu diesem Thema, die ähnliche Auflagen erzielten.

Die durch diese Kampagnen erzielte Begeisterung wurde natürlich auch außerhalb von Großbritannien und seinen Kolonien wahrgenommen und in Presseveröffentlichungen herausgestellt. Dieses Interesse führte in Verbindung mit dem so wahrgenommenen Erziehungsziel „guter Staatsbürger“, das bürgerliche Wertvorstellungen bediente, zur Gründung von Pfadfinderverbänden in anderen Ländern, meist durch Pädagogen oder an der Erziehung interessierten Menschen. Zum Export der Pfadfinderidee in andere Länder existieren daneben auch einige Anekdoten, so die von dem unbekannten Pfadfinder, der den späteren Gründer der Boy Scouts of America durch den Londoner Nebel führte und dafür keine Belohnung annahm mit der Begründung: „I’m a scout. (Ich bin Pfadfinder.)“

Nicht vernachlässigt werden darf auch, dass die Gründungszeit der Pfadfinderbewegung in einen Zeitraum fällt, in dem die Jugend als eigenständige Lebensphase entdeckt wurde und verschiedene pädagogische Konzepte zum Umgang mit dieser Altersstufe entstanden. Parallel zur Pfadfinderbewegung entstanden zahlreiche weitere Jugendverbände und -organisationen, wie beispielsweise der CVJM, der deutsche Wandervogel oder die Arbeiterjugendbewegung. In Deutschland fiel die Gründungsphase der Pfadfinderbewegung zeitlich ungefähr mit der ersten Phase der Reformpädagogik und ihren zahlreichen Schulgründungen zusammen.

Ausbau der Pfadfinderbewegung

Das erste große Pfadfindertreffen fand 1909 mit mehr als 11.000 Teilnehmern im Kristallpalast in London statt. Baden-Powell war sehr erstaunt, als er dort auch Mädchen traf, die ihm erklärten, dass sie Pfadfinderinnen seien. Für sie wurden 1910 die Girl Guides (Pfadfinderinnen; in den USA Girl Scouts) gegründet, die unter der Leitung von seiner Schwester Agnes Baden-Powell standen. 1912 übernahm Olave Baden-Powell, Baden-Powells Frau, diese Aufgabe.

Da auch die jüngeren Brüder bei den Pfadfindern mitmachen wollten, wurde 1914 die Wölflingsarbeit eingeführt. Bereits 1916 wurde diese Arbeitsform grundlegend überarbeitet. Für die älter werdenden Pfadfinder wurde 1919 als dritte Altersstufe die Roverarbeit entwickelt. Im gleichen Jahr wurde Baden-Powell der Gilwell Park geschenkt, den er als Zentrum für die Ausbildung von Pfadfinderführern nutzte. Bereits sechs Wochen nach der Übergabe fand dort der erste Woodbadgekurs statt.

1920 wurde in London für die männlichen Pfadfinder das Boy Scouts International Bureau gegründet, in dem die Pfadfinderverbände weltweit zusammenarbeiteten und das später seinen Namen in World Organization of the Scout Movement (WOSM) änderte. Für die internationale Zusammenarbeit zwischen den Pfadfinderinnen war bereits 1919 der International Council entstanden, aus dem 1928 die World Association of Girl Guides and Girl Scouts (WAGGGS) hervorging. Olave Baden-Powell wurde 1932 von WAGGGS zur Chief Guide of the World gewählt.

1941 starb Baden-Powell mit fast 84 Jahren in Nyeri in Kenia. In seinem letzten Brief hinterließ er der Pfadfinderbewegung ihren bis heute wohl wichtigsten Satz: „Versucht, die Welt ein bisschen besser zurückzulassen, als ihr sie vorgefunden habt.“

1977 starb Olave Baden-Powell, Chief Guide of the World.

GESCHICHTE DES BDP NACH DEM 2. WELTKRIEG

Unter Obhut der Besatzungsmächte gründeten sich zuerst in der amerikanischen, dann in der britischen Besatzungszone neue Pfadfindergruppen. 1947 entstand auf Betreiben von Dr. Alexander Lion die “Gesellschaft zur Förderung des Pfadfindertums”. Die neuen Bünde waren stärker als vor dem Krieg scoutistische und weltbündlerisch ausgerichtet. Auslandsfahrten nahmen rapide zu, und etliche deutsche Pfadfinder nahmen am Friedensjamboree in Moisson (Frankreich) teil.

1949 entstand der RDP (Ring Deutscher Pfadfinderverbände) als Voraussetzung für die Anerkennung durch das Weltpfadfinderbüro (Mitglieder: BDP, CPD und DPSG). Zur gleichen Zeit entstand auch ein Mädchenpfadfinderring der aus EMP, PSG, BDPw bestand, und ein zweiter überkonfessioneller Bund, der DPB.

In der Bundesurkunde des BDP aus dem Jahr 1952 wird die Verbindung von bündischen und scoutistischem Gedankengut in diesem Bund deutlich: “…nach den Grundsätzen der Weltpfadfinderbewegung und Erkenntnissen aus dem Geiste der deutschen Pfadfinderbewegung …”.

In den Folgejahren setzen sich im BDP jedoch die scoutistischen Idee stärker durch (z.B. Einführung der Wölflingsstufe, Feldmeister-Lager). Dies fährte zu Abspaltungen regionaler bündischer Bünde (vor allem Freie Pfadfinderschaft in Schleswig-Holstein 1955, Grauer Reiter in Schwaben 1956, Großer Jäger Nordhessen 1958, Pfadfinderbund Nordbaden 1960). Bundesführer und Landesfeldmeister gingen daran, mit zentralistischen Methoden einen einheitlichen Bund schaffen zu wollen.

Die 50er bis Mitte 60er Jahre waren aber auch die “goldene Zeit” des traditionellen Pfadfindertums. Das zeigt z.B. auch die Tatsache, daß in den 3 Mitgliedsbünden des Ringes von 1949 bis 1962 die gleichen Männer durchgehen als Bundesführer arbeiteten (im BDP Cajus Roller).

Mitte der 60er Jahre entstand in Studentenkreisen ein linkes Protespotential, das die vorgefundene Gesellschaftsordnung ablehnte. 1968 kommt es im BDP aufgrund mangelnder Einigkeit unter den politische neutralen Pfadfindern und vieler Austritte zur Wahl eines Linken, Moritz von Engelhardt. Die Politisierung der Pfadfinderarbeit im BDP verstärkte sich, was dazu fährte, daß in 2 Schüben (1970 und 1971/72) viele Pfadfinder austraten und neue Bünde gründeten: DPV und BdP. Als Erbe dieser Zeit gibt es nicht nur im BdP Koedukation und bezahlte Mitarbeiter.

Es entstand auch ein neuer, vom Weltbund der Pfadfinder anerkannter Rind, der RdP, der sich aus VCP, PSG, DPSG und BdP zusammensetzt. Des weiteren gibt es auch den DPR, der aus CPD, CP21, KPE und DPV besteht. In den 70er Jahren bildeten sich WOSM und WAGGGS (ein männlicher und weiblicher Weltpfadfinderring).

Zum 01.01.1976 schlossen sich BDPw und BdP zum “Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder” zusammen. Im BdP gibt es heute auf Bundesebene 3 etwa gleich starke Fraktionen, die nach bündischen, scoutistischen und modernistischen Gesichtspunkten arbeiten. Deshalb muß die Bundesführung etwas für alle Richtungen bieten, um nicht in eine ungewollte Zerreissprobe zu kommen. Inhaltliche Höhepunkte der BdP-Arbeit waren vor allem die Bundeslager (Regenbogenlager 1977 in Kirchberg/Hunsrück, Windrose 1981 in Westernohe/Westerland, Wasser-Wolken-Wind 1985 in Haselönne/Emsland, Fabula 1989 in Furth im Wald, 1993 Bundeslager in Friedeburg/Ostfriesland und Wegzeichen 1997 in Cottbus). Es liefen seit der Ablehnung der Aufnahme des DPV in den RdP verstärket Anstrengungen einen neuen, großen interkonfessionellen Pfadfinderverband entstehen zu lassen durch Zusammenschluss von BdP und DPV. Der BdP war auch beteiligt an dem Meisnertreffen 1988.

Im Oktober 2018 wurde der Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD) in den RdP aufgenommen.

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